Interview mit einem Grafschafter „Stromer“ ;-)

Interview mit einem Grafschafter „Stromer“ ;-)

Komoot, Naviki, bikemap.net, Maps,  Strava, – alles Namen von „Apps” für den ambitionierten Radfahrer nicht nur in der Grafschaft Bentheim. Auch ich habe mehrere Apps im „Coronasommer” ausprobiert, verglichen und zeitweise einige sogar parallel auf meinem Handy installiert.

„Wer die Wahl hat, hat die Qual”

Neben den bereits bekannten Naviationssystemen für Radfahrer wie Garmin, Blaupunkt, Teasy etc. haben die Apps auf dem Handy einen entscheidenden Vorteil. Man hat sie quasi ständig dabei, die Nutzung ist unkompliziert und in der Grundversion in der Regel kostenlos. Man benötigt kein separates Kartenmaterial und – was ich erst jetzt gemerkt habe, sie bieten Möglichkeiten, die ein konventionelles Navigationssystem nicht hat: Der direkte Austausch mit anderen Bikern, und Radinteressierten.

Und so ist es gekommen, dass ich beim diesjährigen Stadtradeln auf einen Radler aufmerksam wurde, der die meisten Kilometer in unserer ADFC Gruppe in der Grafschaft Bentheim gefahren war. Er nannte sich „E-Biker”, und das war wohl auch der Grund, dass ich ihn zunächst nicht beachtet hatte…. Dabei habe ich eigentlich keine Vorbehalte gegenüber den „Stromern”.

Als Nutzer von Komoot war ich es gewohnt, regelmäßig Routenvorschläge auf meinem Handy, aus meiner Region, der Grafschaft Bentheim, zu erhalten.  Als ich jedoch wiederholt auf den Namen „E-Biker” stieß, erkannte ich die Verbindung zu meinem „Stadtradelpartner“. Ich wurde neugierig und kam mit „E-Biker“ in Kontakt.

Heute will ich ihn gerne einmal in meinem Blog vorstellen, und vielleicht den ein oder anderen von Euch anregen, diese App zu nutzen und auch mit Leben zu füllen. Vielleicht gebt ihr mir auch einen Kommentar ab, wie und warum ihr eines dieser Systeme ebenfalls nutzt und was ihr als besondere Vorteile für Euch festgestellt habt!

Hallo Heinz Rauth, könntest Du Dich vielleicht einmal kurz vorstellen?

Ja, ganz kurz: Achtundvierziger Jahrgang, ich wohne seit dem 4.Schuljahr in der Grafschaft bzw. Nordhorn. Elektromeister, verh., seit 4 Jahren im Ruhestand. Hobby: Radtouren, nach dem Motto:

Das Leben ist wie Radfahren. Du fällst nicht, solange Du in die Pedale trittst.

Du hast eine große Vielzahl an Radtouren auf Komoot eingestellt. Wie viele Radtouren hast Du schon auf Komoot dokumentiert.

Touren zeichne ich per GPS-Track auf und habe diese seit 2011 auf dem PC dokumentiert. Bei Komoot sind diese seit ca. 2 Jahren veröffentlicht.

Im Schnitt dokumentiere ich ca. 100 gefahrene Tagestouren im Jahr. Bei Komoot sind es 2020 bis jetzt 108 Touren, 2019 waren es 143 dokumentierte Touren.

Wie bist Du darauf gekommen und seit wann machst Du das?

Zu Komoot bin ich vor 2 Jahren durch Zufall gekommen, seitdem haben sich die Aktivitäten immer weiterentwickelt. Das Interesse an den Touren hier im D/NL-Grenzgebiet war und ist groß, so dass ich die Touren seit einiger Zeit auch ausführlich beschreibe und mit Fotos dokumentiere. Viele der Touren werden nachgefahren und ich habe damit schon einige Radler aus NRW, dem Emsland usw. auf unsere Grenzregion und die Grafschaft Bentheim aufmerksam gemacht 😉

Komoot nutze ich nicht zur Planung, sondern zur Dokumentation und auch zur Kommunikation mit anderen Usern. Das hat auch mir schon so manche Erkenntnis und neue Touren-Ideen gebracht!

Wie viel Zeit benötigst Du dafür in der Woche. Wie viel Kilometer fährst Du im Jahr? Fährst Du das ganze Jahr hindurch?

Radfahren ist mein Hobby und Hobbys sind ja bekanntlich zeitaufwendig (und meistens auch teuer). Eine Radtour ist für mich nicht nur einfach „rauf aus Rad und los“, sondern ist für mich ein komplettes „Tages-Programm“. Es besteht immer aus Radpflege, Touren-Planung am PC (beides spätestens am Vortag) und dann der eigentlichen Tagestour. Anschließend gönne ich mir eine heiße Dusche, ein kaltes Bier, eine 60-er-CD und dann war es für mich eine schöne Radtour.

Seit dem Ruhestand habe ich keine Zeitprobleme mehr und ich fahre bei gutem Wetter das ganze Jahr. Das Wetter muss einfach passen. Ich bin kein „Extremradler“, die ganze Sache muss auch Spaß machen!

Ein paar Kilometer kommen da schon im Jahr zusammen. Das hat sich sogar auch gesteigert. Von 3.000 – 6.000 km mit „normalem“ Rad auf ca. 7.000-10.000 km mit dem E-Bike.

Gab es interessante Erlebnisse in dieser Zeit? Erzähl doch einmal.

Ich fahre ja ausschließlich Tagestouren und meistens alleine, da passiert nicht so viel Interessantes. Aber ich hatte einmal eine Begegnung mit einer niederländischen Rennradler-Gruppe, die mir immer noch gut in Erinnerung geblieben ist. Auf den Touren im Teutoburger Wald fahre ich immer gerne „zur Selbstkontrolle und Bestätigung“ bei Bad Iburg am Urberg zum Funkturm am Dörenberg auf 320m hoch. Hier traf ich einmal am Berg auf eine Rennradler-Gruppe und ich habe sie bis nach oben zum Turm alle nacheinander überholt. Unterwegs hörte ich nur vereinzeltes Fluchen, und oben am Ziel musste ich mir dann so manches anhören, wobei E-Biker gar nicht gut wegkamen. Ich konnte aber, u.a. mit Hinweis auf mein Alter, alle wieder beruhigen. Letztendlich sind wir in aller Freundschaft den Berg runtergerollt, wobei sie sich dann bei ca. 50km/h und mehr wieder bei mir revanchierten und sich selbst bestätigen konnten.

Fährst Du schon immer E-Bike. Was für ein Fahrrad fährst Du?

Ich fahre seit 2014 ein E-Bike als Pedelec, also mit Unterstützung bis ca. 25kmh. Bin davor immer Trekkingrad mit 24er und 27er Kettenschaltung gefahren. Danach wollte ich auch als E-Bike weiterhin ein Trekkingrad mit Kettenschaltung fahren. Außerdem sollte das Rad einen guten Akku mit hoher Laufleistung haben. Hier bot sich 2014 das „Bulls“ Rad mit Hinterradantrieb, guter Ausstattung und gutem Preis-/Leistungsverhältnis an. Ich fahre im Prinzip mit „Eco 1“, der kleinsten Stufe, wobei mich dann die 30er Kettenschaltung gut unterstützt und der 615Ah- Akku eine Reichweite von 150km und mehr erreichen kann. Mit dem Rad bin ich bis jetzt „einmal um den Globus“. Der Akku schwächelt inzwischen, hält aber immer noch für normale Tagestouren bis 100 km!

Für ausgiebige und schwierige Touren habe ich einen zweiten neuen Akku.

Warum machst Du das, was ist Deine Motivation?

Bedingt durch meine Arbeit in den letzten Jahren mit vielen Stunden am PC usw. waren die fast täglichen Feierabendtouren in und um Nordhorn ein schöner Ausgleich, um mal mit Ruhe und Bewegung in frischer Luft abzuschalten. Was will man mehr!? Hinzu kamen dann auch immer häufiger Tagestouren an den Wochenenden und immer neue, weitere Ziele. Als ich das erste Mal mit dem Rad vor dem Ortsschild von Enschede stand, habe ich stolz ein Foto gemacht. Heute mit „E“ zählt das zu meinen jährlichen Standard-Touren, verbunden mit einer zusätzlichen, schönen Runde nach Almelo, Hengelo usw.

Ich glaube, eine besondere Motivation zum Radfahren braucht man nicht, einfach mal runter vom Sofa und rauf aufs Rad. Und persönlich bin ich davon überzeugt, dass Radfahren einer der besten Möglichkeiten ist, um sich fit zu halten, auch nach überstandenen Krankheiten, OP, usw.

Fährst Du gerne alleine oder gerne auch in der Gruppe?

Es hat sich bei mir so ergeben, dass ich die meisten Touren alleine fahre, aber auch sehr gerne mit passendem Mitfahrer/in, wenn die Interessen und die „Chemie“ stimmen!

Viele interessierte Radler kommen nicht aus der Grafschaft Bentheim und da ist es immer schwierig, alle Interessen und Bedingungen „unter einen Hut“ zu bringen.

Was ist für Dich das Besondere in der Grafschaft Bentheim?

Bezogen aufs Radfahren bietet die Grafschaft Bentheim ein gutes Radwegenetz und einige sehr schöne Routen in der Nieder-u. Obergrafschaft. In der Hauptsage ist aber die Lage der Grafschaft so interessant, um Radtouren über die Grenze in die Niederlande zu machen. Fünf Minuten aus dem Haus, und ich bin auf dem 30km langen „Fietspad“ nach Almelo, mit etlichen Möglichkeiten unterwegs eine andere Route auf „allerfeinsten“ Radwegen in schönen Landschaften zu wählen. Ich fahre ca. 80 % der Touren hier im Grenzgebiet der Provinzen Overijssel, Drenthe, Groningen usw.

Aber auch für Radtouren ins Emsland oder nach NRW liegt die Grafschaft einfach ideal.

Auch in der Grafschaft selbst gibt es durchaus einige „Top Radwege“ und Touren, z.B. in der Niedergrafschaft rund um Uelsen, Getelo, den Wilsumer Bergen usw.

Durch die Nähe zu den Niederlanden lassen sich die Touren immer sehr schön mit einer Strecke durchs Grenzgebiet kombinieren.

Gibt es noch besondere Strecken, die Du noch einmal fahren willst? Welches war Deine schönste Tour und warum?

Touren die ich gerne noch fahren würde, scheitern meistens an der Entfernung für die Anfahrt. Mein Limit für eine PKW-Anfahrt liegt bei ca. 90 Minuten und ich „träume“ nur von Touren, die sich für mich auch verwirklichen lassen.

In der Regel habe ich einen Jahresplan für Touren, die außerhalb der Standard-Touren hier in der Grafschaft liegen und die ich gerne fahren würde. Und ich bin diese bisher auch fast alle gefahren, notfalls im Jahr später. Für mich sind es absolute „Best of“ Touren, die ich immer wieder gerne fahre. Eine geplante Tour, die ich bisher noch nicht geschafft habe, liegt am niederländischen Ijmeer, mit Start in Eemens bei Hilversum, an die Küste nach Amsterdam und durch die Polderanlagen und Naturschutz-gebiete der Geemente Hilversum zurück.

Wird bestimmt eine sehr interessante, abenteuerliche Tour, aber „schaun mer mal“ 🙂

Die schönsten Touren liegen für mich im Tecklenburger Land bzw. Teutoburger Wald, die Kirschblüten-Route, Bad Iburg, Bad Rothenfelde usw., im Emsland mit „Deichtouren“ nach Papenburg, Leer usw.

Ja, und die Niederlande natürlich, hier fällt es mir schwer nur 1-2 Touren zu nennen und muss einfach ein paar Touren mehr nennen, z.B. „Blauwe Hand-Natuurresevaat“ und Seepark de Wieden, „Veen-Tour-Buurser-u. Haaksbergerveen“, „Highlight-Tour“-im Vechtetal-Hardenberg-Ommen, „Bourtanger-Moor-Tour“ nach Bargerveen-Emmen, „Best of“-Tour-„Blühende Heide am Holter Berg, über Rijssen-Hellendoorn-Nijverdal, „Ijssel-Tour“ zur Hansestadt-Deventer.

Alles absolute Highlights, aber das Beste zuletzt. Eine Sommertour mit Start in der Hafen-u. Hanse-Stadt Doesburg an der Ijssel zum Wald-u. Heidegebiet Postbank im National-Park-Veluwezoom. Eine Tour, die jedem Radlertyp gerecht wird, sehr abwechslungsreich, nie langweilig, mit Deichwegen an der Ijssel entlang bis an den Stadtrand von Arnhem, feste Radwege durch Wald- u. Heide-Landschaften, mit einigen „sportlichen“ Wegen, Highlights an der Strecke sind das Schloss-u. die Parkanlage vom Kasteel Rozendaal), Hafenstadt Doesburg. Diese Strecke steht auch für 2021 wieder auf dem Plan.

Die Touren sind bei Komoot veröffentlicht und dokumentiert und auch ohne Anmeldung frei zugänglich. Ansonsten kann sich auch jeder Interessierte gerne bei mir unter Biker.Mail@vodafonemail.de melden!

Am 31.12. 2020 veröffentliche ich dann den letzten Teil meiner Reise von der Grafschaft Bentheim bis nach Jerusalem. Ihr könnt ihn dann hier lesen bzw. den Link zu meinem YouTube Kanal finden.

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🙂

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