„Radeln entlang des Canal du Midi: Zwischen Reiseeuphorie und unvorhergesehenen Hürden“

„Radeln entlang des Canal du Midi: Zwischen Reiseeuphorie und unvorhergesehenen Hürden“

Oje, jetzt bringt mich der Canal du Midi richtig in Stress, und das wollte ich – zumindest nach meinem Berufsleben – doch vermeiden!

Sofort wollte ich auch diese neuen Reiseeindrücke zu Papier bringen!

Schon vor fast einem Jahr, also im September, war ich mit meinem Kumpel auf dem Klapprad am Canal du Midi. Eine wirklich interessante Reise, nicht nur erholsam und interessant für mich als Radfahrer! Auch als ehemaliger Mitarbeiter der Agentur für Arbeit …

Noch im Winter wollte ich eigentlich ein kurzes Buch mit meinen Reiseeindrücken auflegen, da ich selbst so etwas bei meiner Vorbereitung auf die Radtour vermisst hatte. Neben dem „Bikeliner“ fand ich nicht viel an Lesestoff, um mich auf diese Reise vorzubereiten.

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Vieles war wichtiger als der Canal du Midi …

Doch bald bekamen schon andere Dinge eine höhere Dringlichkeit. Ich bin noch immer ebenfalls aktiv in ADFC Projekte eingebunden … die „Fahrradklimabefragung“ musste im Herbst 2022 beworben und vorbereitet werden und schon bald bekamen wir auch die ersten Ergebnisse. Wir konnten in der Grafschaft insbesondere in Nordhorn sehr zufrieden sein, aber das Ergebnis zeigte auch einige Schwachstellen, und Verbesserungspotenzial. Mehrere Gemeinden in der Grafschaft Bentheim hatten sich verschlechtert. Das hatte nun eine höhere Priorität und mein Buchprojekt wurde mehrfach verschoben.

Und jetzt jährt sich bald diese tolle Radtour und ich möchte unbedingt das angefangene Projekt beenden.
Dabei stand der Canal du Midi schon lange ganz oben auf meiner ‚Bucket- oder ‚Löffel-Liste‘.

Die Bucket List kommt aus dem Englischen, wo „kick the bucket“ so viel heißt, wie „in die Kiste springen“, also „den Löffel abgeben“. Sprich: es ist die Liste mit all jenen Erfahrungen und Erlebnissen, die man im Leben noch gemacht haben möchte, bevor man das Zeitliche segnet. In Abänderung dieser „lebenslangen Liste“ schreibe mir Jahr für Jahr in meinem Notizbuch auf, welche Reisen ich in den nächsten 3–5 Jahren noch machen möchte.

Die Reise zum Canal du Midi wurde Wirklichkeit.

Also – die Radtour zum Canal du Midi stand schon längere Zeit und durch Corona sogar mehrere Jahre ganz oben auf meiner Reiseliste. Als mein Kumpel Lorbass von seinen ehemaligen Kollegen zum Eintritt in den Ruhestand den „Bikeliner“ zum Canal du Midi erhielt, mussten wir reagieren. War das Zufall? Oder ein Wink von ganz oben, fragten wir uns?

So nahmen wir uns vor, diese Reise gemeinsam im Jahr 2020 umzusetzen. Aber – dann kam Corona und wir mussten die Reise mehrfach verschieben. Letztlich wurde es September 2022, als wir unsere Reise zum Canal du Midi endlich in Angriff nehmen konnten!

Wie und womit wollten wir reisen?

Die Frage, wie und womit wir reisten, spielte bei dieser Tour eine wesentliche Rolle. Ich fuhr üblicherweise solche Reisen mit einem Liegerad und mein Kumpel Lorbass reiste bei seiner Körpergröße von 1,91 eher mit einem ungewöhnlich großen Rad mit 29-er Laufrädern.
Die Deutsche Bahn konnte jedoch für zwei solche Reisenden die An- und Abreise bzw. die Fahrradmitnahme nicht garantieren. Vielmehr verwies sie eher auf Leihräder. Außerdem sollten wir schon auf der Anreise in Deutschland nachts mehrfach umsteigen. Das wollten wir nicht! Und so formierte sich eine ganz andere Reise als ursprünglich geplant. Eine Tour mit Flixbus, TGV und Klapprädern.

Mit dem Klapprad den Canal du Midi entlang!

Nicht nur eine touristische Radtour

Aber es blieb nicht bei einem Reisebericht mit touristischen Bildern und Eindrücken. Ungewollt bekamen wir direkt am Canal du Midi einen Einblick in ein Wohnheim für Erntehelfer oder osteuropäische Gastarbeiter. Darauf waren wir nicht vorbereitet und machte mich sehr nachdenklich.


Selbst auf diesem traditionsreichen Radweg und Weltkulturerbe konnte ich mir nicht verkneifen, meine Meinung über die Radwege und meine Sicht als ambitionierter Radfahrer abzugeben. Ist das dann die europäische Radverkehrspolitik, fragte ich mich?


Eine kleine Leseprobe will ich dann aber noch gerne abgeben, damit vielleicht bei dem ein oder anderen Leser das Interesse für eine solche Radreise geschürt wird:

… Wir verließen also am späten Nachmittag wieder den Radweg am Canal und fuhren in den wenige Kilometer entfernten kleinen Ort Villapinte. Wir durchfuhren den Ort und fanden die angegebene Anschrift kurz nach einer Tankstelle direkt hinter dem Ortsausgangsschild.
Doch was war das? Die angegebene Anschrift für unsere gebuchte Unterkunft entpuppte sich eher als heruntergekommenes, menschenleeres Fabrikgebäude. Hier sollte ein Gästeapartment sein? Das ganze Gebäude machte auf uns einen total verlassenen und heruntergekommenen Eindruck. Und – was machen die auffallend vielen klapprigen Autos mit z. T. exotischen Nummernschildern auf den Parkplätzen rund um das abbruchreife Gebäude?

Wir rollten auf unseren Klapprädern noch ungläubig und unschlüssig um das Haus herum, als uns ein vielleicht 50-jähriger Mann vom Dach des Hauses ansprach und uns im Auftrag seines „Padrons” willkommen hieß. Er wusste offensichtlich von unserer Online-Buchung und bot uns an, das erst heute Morgen gebuchte Apartment zu zeigen. Unsicher folgte ich ihm, mein Kumpel Lorbass blieb zur Sicherheit bei unseren Rädern mit dem Gepäck. Die Räder mit dem vielen Gepäck wollten wir jetzt nicht unbeaufsichtigt lassen!
Ich war auch sprachlich etwas überfordert, um aus seinen sprudelnden Sätzen klare Aussagen heraushören zu können. Er führte mich zu einem, verdeckt hinter der heruntergekommenen Fabrik, befindlichen u-förmigen Häuserkomplex mit zwei Etagen und mehreren ins Haus führenden Fluren. An diesen Fluren befanden sich jeweils vier Appartmenttüren. An dem für uns bestimmten Apartment steckte bereits der Zimmerschlüssel und der Mann zeigte mir unser gebuchtes Zimmer. Irgendwie sah es dem Angebot auf dem booking.com Portal sehr ähnlich. Anderseits hinterließ es einen trostlosen Eindruck bei mir. Anscheinend waren wir die einzigen Gäste in dieser ganzen Anlage. Ich wurde sehr unsicher, und fühlte mich überhaupt nicht wohl. Irgendwas störte mich!
Tja – was machen? Wir wussten, dass andere Unterkünfte in erreichbarer Nähe nicht angeboten wurden, wir hatten Hunger, und – wir waren wir auch zu faul, jetzt noch wieder zurück zum Kanal zu fahren und uns dann erneut bei nächster Gelegenheit in einem unbekannten Ort neu zu orientieren.
Wir richteten uns also mit einem gewissen Unbehagen in dem Zimmer ein, fuhren zu der Tankstelle, die uns als „Supermarkt“ wärmstens empfohlen wurde und versorgten uns mit Lebensmitteln und Getränken, um so den Abend zumindest durch ein üppiges Essen etwas unrühmlich ausklingen zu lassen. Zumindest hatten wir jetzt Baguette mit Camembert und Schinken, Joghurt, Obst, dazu Bier und Wasser von der Tankstelle besorgt und freuten uns auf das Essen.

Wir hatten unsere Verpflegung gerade auf einem zu kleinen Tischchen vor der Balkontür ausgebreitet und es uns auf den blechernen Klappstühlen einigermaßen gemütlich gemacht, als sich urplötzlich in wenigen Minuten die ganze Wohnanlage mit vielen Männern füllte. Staubig und in alten Arbeitsklamotten wurden sie offensichtlich per Bus von irgendwelchen Baustellen in ihre Wohnanlage zurückgebracht. Auch drei oder vier Frauen gehörten zu diesem Trupp. Während sich die Männer ausnahmslos zum Duschen in die Apartments zurückzogen, erkannten wir jetzt deutlich die Aufgaben der Frauen…..

Auszug aus dem noch nicht veröffentlichten Reisebuch zum „Canal du Midi“

Mein neues Buchprojekt will ich zumindest noch in diesem Jahr fertigstellen – und daher muss ich mich sputen! 🙂

2 Gedanken zu „„Radeln entlang des Canal du Midi: Zwischen Reiseeuphorie und unvorhergesehenen Hürden“

    1. Du bekommst das sofort nach Fertigstellung (zum Probelesen) 🙂
      …und bei Gelegenheit sage ich Dir auch, wie es weitergeht 😉
      lg
      Burkhard

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