Mit dem Tandem nach Vechta

Mit dem Tandem nach Vechta

Eigentlich wollten wir in diesem Monat eine einwöchige Radtour mit dem Tandem auf die niederländische Insel „Ameland“ machen. Aber die Kita unseres Enkelkindes schloss für eine Woche und die beruflich komplett eingebundenen jungen Eltern mussten irgendwie die Kinderbetreuung organisieren, bevor sie den geplanten Familienurlaub antreten konnten.

Spontan boten wir uns an, eine Woche auf den kleinen Enkelsohn aufzupassen, damit sich die Eltern um Beruf und Urlaubsvorbereitungen kümmern konnten.

Und wir würden dann unsere Urlaubswoche in Vechta erleben! Dann hätten wir auch einmal Zeit, all die Versprechen auf einen Kaffeebesuch Realität werden zu lassen. Also eine typische Win-win-Situation.

Neues Tandem mit E-Antrieb

Wir hatten seit wenigen Wochen ein neues (E-)Tandem gekauft und wollten es natürlich auch testen. Die errechneten 115 km wollten wir gemütlich in zwei Etappen fahren und hatten unterwegs eine Übernachtung eingeplant. So könnten wir dann auch die begrenzten Möglichkeiten unseres Akkus gut kennenlernen. Aber – wie Ihr gleich lesen könnt, kam alles etwas anders als geplant.

Gepäck auf dem Tandem ist immer für zwei Personen

Unser Gepäck für eine Woche für Pilot und Stoker (so heißen Fahrer und Mitfahrer auf einem Tandem) wollten ebenfalls mitgenommen und ausprobiert werden. Anstelle der üblichen Satteltaschen (eine pro Person) kam bei diesem Urlaub dann erstmals unsere Zeitungsträger/Einkaufs-Fahrradtaschen zum Einsatz. Darin passten ganz genau unsere beiden Rucksackkoffer :-)!

Auf touristisch bekannten Wegen verließen wir Nordhorn in Richtung Klausheide und waren froh über den Schutz der Bäume, der uns den leichten Nieselregen nicht so spüren ließ. Ab Klausheide fuhren wir dann an der Bundesstraße entlang, bis wir in Lohne durch eine Baustelle umgeleitet wurden.

Umleitung für Fahrräder – gibts die?

Waren wir Radfahrer bei dieser Umleitung eigentlich auch gemeint? Oder galten die Umleitungsschilder nur für Autofahrer? Klar wurde uns das nicht, und schon bald befanden wir uns in einer Sackgasse, direkt bei der Polizei. Jetzt mussten wir uns selbst einen Weg suchen, um dann mit den gequält ausschauenden, ebenfalls umgeleiteten Autofahrern von Lohne nach Lingen zu kommen. Ein wenig gefrustet waren wir schon, dass auch bei mir als „erfahrenem ADFC-Tourenleiter“ solche Probleme eine gewisse Unsicherheit auslöste.

Wir gelobten uns zwar, auf der Rückfahrt besser vorbereitet, dieses Umleitungs-Hindernis zu umfahren, aber – gelungen ist es uns nicht! Auch auf der Rückreise realisierten wir, dass Umleitungs-Empfehlungen für Radfahrer wohl nicht in den „Zuständigkeitskatalog“ des Straßenbau-Auftraggebers fällt.

Obwohl uns die gesamte Strecke nicht unbekannt war, sahen wir viel Straßen, Wege, Landschaften doch mit ganz anderen Augen und wir konnten der Landschaft wirklich etwas sehr Positives abgewinnen. Hinzu kam, dass ein Sonntag wohl auch verkehrsmäßig für eine ruhige Atmosphäre sorgt.

Unerwartet früh waren wir dann schon in dem Ort angekommen, den wir für eine Übernachtung vorgesehen hatten. Und so entschieden wir spontan, doch noch weiter in Richtung Vechta zu radeln.

Radwege sind nicht überall so gut wie wir sie kennen

Insbesondere die Durchquerung einiger Regionen im Emsland (vor und nach Handrup) und im Osnabrücker Land zeigte uns deutlich, dass die Qualität der Radwege erheblich schlechter ist, als in unserer Grafschafter Heimatregion. Schon als ich im Juni 2021 mit einem dreirädrigen vollgefederten Liegerad die Strecke gefahren war, hatte ich den schlechten Unterhaltungszustand der Radwege bemängelt. Offensichtlich war das damals nicht ein Ausnahmezustand, sondern der Regelfall. Jetzt kam hinzu, dass unser erhebliches Gepäck bei uns die Angst vor einem Speichenbruch auslöste.

Wenn ich jeden Tag derartige Strecken auf dem Weg zur Arbeit zurücklegen müsste, würde ich regelmäßig auch eher mit dem Auto fahren!

…meine spontane Bemerkung, bei diesen Schlaglöchern!
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Auch dass wir vor „Berge“, einer Gemeinde innerhalb der Samtgemeinde Fürstenau an der nordwestlichen Grenze des Landkreises Osnabrück überhaupt keinen Radweg an der Straße vorfanden, macht noch einmal deutlich, welche unterschiedlichen Gegebenheiten für Radfahrer es in Deutschland gibt. Da sind wir als Grafschafter fast ein wenig verwöhnt, waren wir uns einig.

Quakenbrück – eine attraktive Erfahrung

Nach einiger Fahrtzeit und zwei Kaffeepausen kamen wir nach Quakenbrück. Als bisherige Autofahrer empfanden wir die Streckenführung an der Peripherie des Ortes entlang als wenig attraktiv. Jetzt fuhren wir als Radfahrer durch den Ort Quakenbrück und mussten unsere Meinung deutlich revidieren. Quakenbrück hinterließ bei uns einen besonders positiven, bleibenden Eindruck.

Das Tor erinnerte an Radtouren in entfernteren Urlaubsregionen. Wir realisierten, dass es jetzt gar nicht mehr so weit bis zu unserem eigentlichen Ziel war und wir fuhren tatsächlich diese 115 km Gesamtstrecke mit Unterstützung einer 3⁄4 Akkuladung an diesem Tag zu Ende! Das hatten wir nicht erwartet.

So kann ein Tandem Urlaub immer sein

Auch die Rückreise schafften wir trotz erheblichem Gegenwind an einem Tag mit einer Batterieladung. Diesmal zeigte unser Akku aber schon an, dass er bald eine neue Ladung wünscht. Aber mit der Laufleistung unseres „altmodisch“ anmutenden E-Tandems waren wir mehr als zufrieden.

So kann man auch zukünftig weitere Urlaubsreisen starten!

Und auf YouTube kannst Du diesen kleinen Film über die Tour sehen.

Wenn Du mehr Radreiseberichte lesen willst, dann empfehle ich Dir mein Buch: „Die außergewöhnlichen Radtouren eines Bürokraten“. Dort beschreibe ich ganz spezielle Urlaubsreisen mit dem Tandem, dem Liegerad von der Grafschaft Bentheim bis nach Jerusalem. Aber auch das kleine Radrennen mit dem Klapprad auf dem Weg zur Arbeit werden humorvoll beschrieben und sollen sogar zum Nachmachen anregen.

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