Der Lebensretter kam mit dem Tandem…

Der Lebensretter kam mit dem Tandem…

Frühling lag in der Luft. Wir hatten uns eine kleine Auszeit in Schiermonninghoog genommen. Ein Kurzurlaub auf der kleinen, überschaubaren niederländischen Insel mit einem niedlichen Ortskern hat schon immer einen großen Reiz auf uns ausgeübt. Hinzu kommt, das Radfahren mit dem Tandem eine herrliche Angelegenheit ist, um zu zweit Radtouren zu unternehmen.

… die Ostseite erfahren

Heute Morgen wollten wir eine ausgedehnte Tour zum Ostende der Insel unternehmen. Schon nach kurzer Fahrt radelten wir nach der Ortsausfahrt an satt grünen Weideflächen entlang. Irgendwann passierten wir einen abgelegenen Bauernhof und bogen über einen mit Muschelsplit überzogenen „Fietspad” zur Seeseite in die ersten Dünenausläufer ab.

Überall Schafe… nur eins war auffällig!

Eine große Schafsherde stand großflächig verteilt rechts und links des Weges. Die Tiere nahmen kaum Notiz von uns und querten langsam grasend unseren Radweg.

In einiger Entfernung bemerkten wir ein Schaf in ungewohnter Position. Es lag ruhig auf dem Rücken und nur hin und wieder zuckten die Vorderläufe. Wahrscheinlich bringt sie so ihren Nachwuchs auf die Welt, erläuterte ich dieses Bild – eigentlich ohne konkretes Hintergrundwissen. Aber während ich das sagte, stellte sich bei mir ein unsicheres Gefühl ein. –

Vielleicht scheuert es so nur seinen Rücken, beruhigte ich mich selbst! Aber sooooo lange?

Jetzt wurde ich aber unsicher!

Wir stoppten und wollten genauer wissen, was dort passierte. Wir waren landwirtschaftliche Laien und eher neugierig, als mit einer derartigen Situation vertraut. Wir ahnten aber, dass irgendwas nicht richtig war.

Parkplatz in den Dünen 😉

Ich stoppte und überließ das Rad meiner Partnerin!

Dann näherte ich mich langsam bis auf 20 Meter dieser Situation. Womöglich springt das Schaf gleich auf, hoffte ich. Wenn es mich bemerkt, wird es sicherlich reagieren. Oder befindet sich das Schaf doch in einem Geburtsvorgang!?

Nach wie vor lag das Schaf fast unbeweglich auf dem Rücken. Dann zuckte es wieder verzweifelt, aber nichts passierte. Ich ging zurück zum Tandem. Hatte ich nicht soeben noch einen Bauernhof gesehen? Vielleicht weiß man dort die Situation besser einzuschätzen oder zu beurteilen.

Woher sollte jetzt Hilfe kommen?

Ohne Beifahrer radelte ich die wenigen Hundert Meter wieder zurück und fand den Bauern in der Scheune. Mit meinen geringen Niederländisch Kenntnissen, versuchte ich ihm die Situation zu beschreiben. Ich bot ihm an, mich auf meinem Tandem zu begleiten.

Ich hatte das Gefühl, das die Mitfahrt auf dem Tandem das größte Argument darstellte, seine Komfortzone zu verlassen. Er bestieg mit seinen übergroßen, grünen Gummistiefeln den hinteren Teil des Tandems. Seine grauen lockigen Haare wurden durch den Fahrtwind heftig zerzaust und wir beide flogen förmlich zu der vermeintlichen Unglücksstelle. Er sprang direkt vom Rad und eilte die letzten 100 Meter zu dem noch immer auf dem Rücken liegenden Schaf.

Geübt ergriff er die Vorderläufe des Schafs und schaukelte es hin und her. Mit einem Schwung half er dem Schaf, sich wieder aus der ungewöhnlichen Rückenlage zu befreien und auf die Beine zu kommen.

Strahlend kam er nach einigen Minuten zu uns zurück und erklärte, dass die Schafe sich tatsächlich nicht aus dieser Rückenlage alleine befreien können. Insbesondere wenn das Fell nass ist, verhindert das wassergetränkte Fell eine Drehung zurück in die Standposition. Auf diese Weise habe man schon öfters Schafe verloren.

Er bedankte sich ausführlich bei uns, und erklärte ausführlich, wie wir zukünftig vielen weiteren Schafen auf diese Weise das Leben retten könnten!
Ich hatte das Gefühl, dass sich diese Geschichte schnell auf der Insel herumgesprochen hatte.

Immer wieder schauten uns die Bewohner freundlich strahlend zu, wenn wir auf unserm Zweisitzer vorbeifuhren 😉

oder liegt das nur an unserem Tandem?

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