Halt, stopp. Dies ist ein Blog für Radfahrer und nicht für Autofahrer! Auch wenn meine Überschrift vermuten lässt, mir lägen glückliche Autofahrer besonders am Herzen. Auf einer Radtour in den Niederlanden ging mir die Frage durch den Kopf!

Gerade sitze ich auf einer Bank am Straßenrand in Vriezenveen, einem kleinen Ort in der Region Overijssel. Ich mache eine Pause und schlürfe gedankenverloren an meinem heißen Kaffee aus dem Thermobecher. Dabei betrachte ich zufrieden mein Fahrrad, mit dem ich die 60 km von Hellendoorn wieder nach Nordhorn zurückradle. Autos rauschen mit einem gewissen Geräuschpegel über die, mit typisch niederländischem Klinker gepflasterte Straße. Die in gewissen Abständen in die Straße eingelassenen Drempel sorgen dafür, dass niemand zu schnell auf der Straße unterwegs ist.
Auf beiden Seiten der Straße verkehren regelmäßig eine größere Anzahl an Radfahrern, auffallend mehr als in Deutschland. Aber dafür bin ich auch in den Niederlanden, und wir wissen alle, dass der „Modal Split“, also der Anteil an Radfahrern im Straßenverkehr deutlich höher ist als in Deutschland. Die Niederlande sind nach unserer Meinung das Fahrradland.

Als Radfahrer fühle ich mich in den Niederlanden sehr sicher und darüber hinaus auch ernst genommen. Das wurde mir in den vergangenen Minuten mehrfach vor Augen geführt. Es gibt zwar auch hier sogenannte „Bettelampeln“, d. h. ich musste eben noch an einer Ampel erst drücken und die Überquerung „erbetteln“, bevor ich Grün erhielt. Aber – dafür konnte ich dann sicher sein, dass ich auch während meiner Grünphase keinen Seitenverkehr von Autofahrern hatte. Ich überquerte also sicher die Straße und der Auto-Querverkehr musste verlässlich warten, bis meine Ampelphase wieder endete.
„Toll“, denke ich noch. In Deutschland muss ich sogar während der Grünphase damit rechnen, dass ein eben noch neben mir stehendes Auto trotzdem vor mir die Straße zu queren versucht. Eigentlich ein Unding, unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern, also Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern, gleichzeitig Grün anzuzeigen! Welchen Sinn ergibt dann eigentlich eine Ampel?

Ich nahm auch keinen Groll bei den Autofahrern wahr, die geduldig meine Straßenüberquerung abwarteten mussten. Es gab gar keinen Stress für die Autofahrer. Die Verkehrsregelung ist hier in den Niederlanden eindeutig.

So kam es mir in den Sinn zu fragen, wie glücklich oder zufrieden die Autofahrer mit ihrer Verkehrssituation in den Niederlanden wohl sind? Genau gesagt müsste man eigentlich fragen: Sind die deutschen Autofahrer eigentlich glücklicher als niederländische Autofahrer?

Um die Situation der Autofahrer zu beurteilen, sollte man einmal die Situation der Autofahrer in beiden Ländern vergleichen.
Die Antwort liefert mir Google bereits in kürzester Zeit. Auf meine Frage, ob ein Auto in Deutschland teurer oder günstiger ist als in den Niederlanden, erhielt ich sofort die Antwort:
Im Gegensatz zu Deutschland ist das Autofahren in den Niederlanden deutlich teurer. Das fängt bei der Anschaffung an, geht über die Kfz-Steuer bis zum Tanken. Auch die Kosten für Parkplätze sind höher und die Höhe der Bußgelder übertreffen die in Deutschland um ein Vielfaches!

Hmmmmmh. Ich war sprachlos. Das hätte ich nicht so eindeutig erwartet!

Und wie sieht es mit dem Gefühl von „Glück, Freiheit und Abenteuer“ auf den niederländischen Straßen aus? Ich meine, wie hat man in den Niederlanden die Geschwindigkeitsbegrenzungen geregelt?

Geschwindigkeitsbegrenzungen in den NL:

Hmmmmmh.

Und das Parken in den NL?

Die Kosten für das Parken sind deutlich teurer als in Deutschland. Sie kosten häufig ein Vielfaches von unseren Parkgebühren. Vor allem in den Großstädten kann ein Parkplatz in der Innenstadt schon einmal bis zu € 55,– pro Tag kosten. Die jeweilige Gemeinde/Stadt entscheidet über die Gebühren und die Bußgelder. Auch die Kontrolle der Parkscheine obliegt den Gemeinden und die Gemeinden und Städte nutzen diese Einnahmequelle gerne aus.
Ganz teuer wird es, im Halteverbot zu parken. Dazu gehören z. B. Parkverbotszonen, Schwerbehindertenparkplätze, Abstellflächen zum Be- und Entladen, Bürgersteige, Grünflächen oder Straßenränder.

Hmmmmmh.

Wenn man also über Verbotsüberschreitungen spricht, muss man auch die entsprechenden Bußgelder auflisten. Hierzu ein Auszug aus dem niederländischen Bußgeldkatalog.

Hmmmmmh. So eindeutig habe ich das bisher nicht wahrgenommen!

Kommen wir also noch einmal zurück zur Ausgangsfrage:

Sind die deutschen Autofahrer also glücklich, oder sogar glücklicher als die niederländischen Autofahrer?

Müssten sie doch eigentlich sein! Denn alle Rahmenbedingungen für Autofahrer sind in Deutschland deutlich „autofreundlicher“ als in den Niederlanden. Nur wenn man sich in Deutschland umsieht, vermitteln die deutschen Autofahrer eher den gegenteiligen Eindruck! In manchen Situationen oder Diskussionen gewinnt man sogar den Eindruck, dass Fußgänger und Radfahrer zur Seite springen sollten, damit die freie Fahrt der Autofahrer bloß nicht eingeschränkt wird!

Eine Veränderung ist in den Niederlanden ist wohl auch nicht in Sicht. Es wird eher viel mehr für Radfahrer getan und Geld in den Radverkehr investiert, damit die Menschen auch weiterhin das Rad im Straßenverkehr nutzen. Denn Gründe für die niederländische Gesellschaft und Volkswirtschaft dafür gibt es viele:

• Radfahren ist viel günstiger!
• Radfahren ist viel gesünder!
• Radfahren ist viel entspannter!
• Radfahren macht GLÜCKLICH!

Denkt einmal darüber nach. Gerade auch aktuell in der Osterzeit, in der selbst unsere Autobahnen voll und überlastet sind!

Die Deutschen fahren zum Radfahren nach Holland, die Niederländer fahren nach Deutschland, um die Autobahnen zu nutzen.

… ein ADFC Vorstandskollege schulterzuckend 😉